Die Übungen
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Universums-Übung
  • Himmel, Mensch und Erde
  • Wu Song kämpft mit dem Tiger
  • Jiang Tai Gong geht fischen
  • Ein mächtiger Herrscher hebt einen
    schweren Bronzekessel hoch
  • Ein Knabe betet zu Buddha
  • Über mir der Himmel, unter mir die Erde
  • Wind bewegt die Lotosblätter
  • Links rechts das Pferd betrügen
  • Dürrer Baum mit wirren Wurzeln
  • Und jetzt schaut mich an
  • Links rechts das Bein entgegendrücken
  • Ein eiserner Ochse Pflügt die Erde
  • Universums-Übung
  • Himmel und Erde umstürzen
  • Windrad-Handflächen
  • Das Qi kehrt zum Dantian zurück

Für eine detaillierte Beschreibung der Universums-Übung
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Universumsübung / Einleitung

Universums-ÜbungDie „Universumsübung“ bildet zusammen mit den beiden folgenden Übungen „Himmel und Erde umstürzen“ und „Windrad-Handflächen“ einen Block.
Weshalb der Name „Universumsübung“ (oder auch „Universalgymnastik“)? Diese Übung stellt den Kreislauf sämtlicher Dinge im Universum dar: das Werden und Vergehen, Geborenwerden und Sterben, die Bahnen der Planeten. Alles bewegt sich im Kreis und kehrt früher oder später zu seinem Ursprung zurück. Ohne Aktion keine Reaktion: die Prinzipien von Yin und Yang und der fünf Wandlungsphasen.

 



Universums-Übung Stellen Sie sich vor, Sie vollziehen bei dieser Übung die Bahn der Sonne am Himmel nach beziehungsweise den immerwährenden Wechsel von Tag und Nacht: Die Sonne geht morgens (um sechs) über dem Horizont auf – dargestellt durch die horizontal ausgestreckten Arme – und steigt dann langsam am Himmel hoch, bis sie schließlich (gegen zwölf Uhr mittags) ihren Zenit erreicht. Dann senkt sie sich im Laufe des Nachmittags langsam wieder dem Horizont zu, hinter dem sie dann abends (um sechs) verschwindet. Damit bricht die Nacht herein. Es wird Mitternacht (beide Arme unten) und schließlich wieder Morgen (sechs Uhr). Die Sonne geht wieder über dem Horizont auf, und Sie nehmen ausgeruht und mit frischen Kräften den neuen Tag in Angriff.


Universumsübung / Bewegungsablauf

Sie stehen aufrecht, die Füße zusammen, und haben die Arme seitlich angelegt. Führen Sie nun beide Arme gestreckt hoch bis in die Horizontale und zwar einen nach vorne, den andern nach hinten. Drehen Sie dabei den Oberkörper mit, so dass Arme und Schultern möglichst eine Gerade bilden. Sie befinden sich nun in der Ausgangsposition.
Bewegen Sie beide Arme gleichzeitig aufwärts. Damit lösen Sie Kreisbewegungen der Arme aus, die zueinander in entgegengesetzter Richtung laufen. (Von der Seite betrachtet, bewegt sich ein Arm im Uhrzeigersinn und der andere im Gegenuhrzeigersinn.) Machen Sie nun mit den Armen mehrere Kreisbewegungen,
die Füße immer geschlossen. Die Kreise sollten möglichst genau in der imaginären vertikalen Ebene liegen, die in Standrichtung genau durch Ihre Körper-achse verläuft. Halten Sie die Arme also immer eng zur Mitte hin, so dass sie dort, wo sie sich jeweils kreuzen, nämlich oben und unten, Kopf und Ohren beziehungs-weise die Ober-schenkel streifen. Die beiden Handflächen zeigen dabei immer nach innen beziehungsweise gegeneinander oder anders gesagt: Wenn der Daumen der einen Hand nach oben zeigt, muss der andere nach unten zeigen.
Halten Sie die Arme nach einigen Umdrehungen wieder in der Horizontalen an. Wechseln Sie die Richtung und wieder-holen Sie die Übung nach Belieben.
Um den Schwierigkeitsgrad der Übung etwas zu erhöhen, gehen Sie – zusammen mit der Bewegung der Arme aus der Horizontalen aufwärts – langsam auf die Zehenspitzen und – mit der Abwärtsbewegung der Arme in die Horizontale – wieder zurück auf die Fußflächen.
Um die Schwierigkeit noch weiter zu erhöhen, können Sie die Bewegung der Arme im unteren Halbkreis mit einem Absinken in die Knie bei gleichzeitiger Gewichtsverlagerung auf die Fersen und wieder hoch verbinden. Damit trainieren Sie Ihre Achillessehnen und das Gleichgewicht. Als weitere Variante lässt sich die ganze Übung auch mit Schwung ausführen (allerdings nur wenn Knie und Bänder in Ordnung sind!).

Universumsübung / Medizinische Aspekte

Meridiane und Akupunkte

Die letzten drei Übungen – ich nenne sie auch die „Armübungen“ – sind nicht auf eine bestimmte Energiebahn ausgerichtet, sondern behandeln alle Meridiane unseres Körpers zusammen. Alle zwölf Meridiane folgen dem Lenker- und dem Konzeptionsgefäß. Bildlich gesprochen sind wir wie ein Ozean, in dem alle Flüsse zusammenfließen und sich vereinigen. Unsere Energie ist dabei wie ein riesiger Ballon.
Dass bei diesen Übungen die ganze Körpergeistseele behandelt wird, merken Sie, wenn Sie die Übungen ausführen: Bei jeder der drei Übungen werden Dreh- und Verdrehbewegungen der Arme mit einer Verdrehung des Körpers kombiniert, was wiederum zu einer Verdrehung und somit einer Dehnung der Beine führt. Vor allem bei den „Windrad-Handflächen“ werden zudem auch der Orientierungs- und der Gleichgewichtssinn trainiert.

Körperbau
Die „Universumsübung“ und „Himmel und Erde umstürzen“ sind keine „wilden“ Bewegungen; es ist nötig, dabei die Mitte zu bewahren. Sie eignen sich sehr gut, um Knochen, Sehnen und Bänder schonend zu kräftigen.
Alle drei Übungen zusammen stärken das endokrine System, also sämtliche hormonproduzierenden Organe und Zellsysteme und damit die gesamte Physis.

Indikationen
Dr. Peng setzt diese drei Übungen auch bei Krebs ein. Er sagt dazu: „Beim Ausführen der Übungen solltest du Körper, Geist und Seele völlig vom Rest der Welt absondern, so dass du um nichts mehr zu ringen brauchst und völlig unbeeinflusst bist: kein Kampf, keine Schuld!“
Führen Sie die „Universumsübung“ aus, ohne dabei auf die Zehenspitzen oder in die Hocke zu gehen, eignet sie sich auch gut zur Behandlung von Schlaflosigkeit.
Mit „Himmel und Erde umstürzen“ lässt sich das Schulter-Arm-Syndrom oder Schulterschmerzen bei Menschen mit sitzender Tätigkeit behandeln. Bereits nach einer Minute Üben werden Sie sich sehr erfrischt fühlen. Unter den Schulterblättern befindet sich nach der Traditionellen Chinesischen Medizin die Steuerungsregion des Dreifachen Erwärmers und des Herzkreislaufs.

Hinweise
Wenn es Ihnen gelingt, dem Wesen dieser drei Übungen wirklich nahe zu kommen, dann sind sie sehr intensiv, tun aber nicht weh und lassen sich ohne große Anstrengung ausführen. Die Bewegungen sollten vollkommen rund (kraftvoll) und einfach sein und Ihr Körper eine einzige integrierte, vereinigte Masse. Dr. Peng hat das entsprechende Gefühl einmal mit fogendem Vergleich erklärt: „Es ist, wie wenn man nach einer Operation aufzustehen versucht, sich aber mit stechenden Schmerzen im ganzen Körper wieder hinlegen muss und einen dann dieses wunderbare Gefühl der Erleichterung und Entspannung überkommt. Oder anders gesagt: Es ist Körper und Geist in völliger Symbiose, wie der Diener, der stillschweigend versteht, was sein Meister will.“
Führen Sie die Übungen entspannt und gut gelaunt, kurz: ruhig aus. So können Sie Körper und Geist vereinen und die ganze Bewegung wird Ihnen frisch im Gedächtnis zurückbleiben. Dies wiederum ermöglicht Ihnen, bewusster an und mit Lohan Gong zu arbeiten. Führen Sie sie am Morgen groß (kein Außen, fröhlich und heiter) und am Abend klein (kein Innen, mehr geistig) aus.


Darstellung der Leitbahnen in dem 1874 erschienenen Zhenjiu jicheng
(aus: Manfred Porkert, Die chinesische Medizin. Econ Taschenbuchverlag, Düsseldorf 1992 (3. Auflage), S. 147