Die
„Universumsübung“ bildet zusammen mit den beiden folgenden
Übungen „Himmel und Erde umstürzen“ und „Windrad-Handflächen“
einen Block.
Weshalb der Name „Universumsübung“ (oder auch „Universalgymnastik“)?
Diese Übung stellt den Kreislauf sämtlicher Dinge im Universum
dar: das Werden und Vergehen, Geborenwerden und Sterben, die Bahnen
der Planeten. Alles bewegt sich im Kreis und kehrt früher oder
später zu seinem Ursprung zurück. Ohne Aktion keine Reaktion:
die Prinzipien von Yin und Yang und der fünf Wandlungsphasen.
Stellen Sie sich vor, Sie vollziehen bei dieser Übung die Bahn
der Sonne am Himmel nach beziehungsweise den immerwährenden Wechsel
von Tag und Nacht: Die Sonne geht morgens (um sechs) über dem Horizont
auf – dargestellt durch die horizontal ausgestreckten Arme –
und steigt dann langsam am Himmel hoch, bis sie schließlich (gegen
zwölf Uhr mittags) ihren Zenit erreicht. Dann senkt sie sich im
Laufe des Nachmittags langsam wieder dem Horizont zu, hinter dem sie
dann abends (um sechs) verschwindet. Damit bricht die Nacht herein.
Es wird Mitternacht (beide Arme unten) und schließlich wieder
Morgen (sechs Uhr). Die Sonne geht wieder über dem Horizont auf,
und Sie nehmen ausgeruht und mit frischen Kräften den neuen Tag
in Angriff.
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Sie stehen aufrecht, die Füße
zusammen, und haben die Arme seitlich angelegt. Führen Sie nun
beide Arme gestreckt hoch bis in die Horizontale und zwar einen nach
vorne, den andern nach hinten. Drehen Sie dabei den Oberkörper
mit, so dass Arme und Schultern möglichst eine Gerade bilden. Sie
befinden sich nun in der Ausgangsposition. |
Bewegen Sie beide Arme gleichzeitig aufwärts. Damit
lösen Sie Kreisbewegungen der Arme aus, die zueinander in entgegengesetzter
Richtung laufen. (Von der Seite betrachtet, bewegt sich ein Arm im Uhrzeigersinn
und der andere im Gegenuhrzeigersinn.) Machen Sie nun mit den Armen
mehrere Kreisbewegungen,
die Füße immer geschlossen. Die Kreise sollten möglichst
genau in der imaginären vertikalen Ebene liegen, die in Standrichtung
genau durch Ihre Körper-achse verläuft. Halten Sie die Arme
also immer eng zur Mitte hin, so dass sie dort, wo sie sich jeweils
kreuzen, nämlich oben und unten, Kopf und Ohren beziehungs-weise
die Ober-schenkel streifen. Die beiden Handflächen zeigen dabei
immer nach innen beziehungsweise gegeneinander oder anders gesagt: Wenn
der Daumen der einen Hand nach oben zeigt, muss der andere nach unten
zeigen.
Halten Sie die Arme nach einigen Umdrehungen wieder in der Horizontalen
an. Wechseln Sie die Richtung und wieder-holen Sie die Übung nach
Belieben. |
Um den Schwierigkeitsgrad der Übung etwas zu erhöhen,
gehen Sie – zusammen mit der Bewegung der Arme aus der Horizontalen
aufwärts – langsam auf die Zehenspitzen und – mit der
Abwärtsbewegung der Arme in die Horizontale – wieder zurück
auf die Fußflächen. |
Um die Schwierigkeit noch weiter zu erhöhen,
können Sie die Bewegung der Arme im unteren Halbkreis mit einem
Absinken in die Knie bei gleichzeitiger Gewichtsverlagerung auf die
Fersen und wieder hoch verbinden. Damit trainieren Sie Ihre Achillessehnen
und das Gleichgewicht. Als weitere Variante lässt sich die ganze
Übung auch mit Schwung ausführen (allerdings nur wenn Knie
und Bänder in Ordnung sind!). |
Meridiane
und Akupunkte
Die letzten drei Übungen – ich nenne sie auch die „Armübungen“
– sind nicht auf eine bestimmte Energiebahn ausgerichtet, sondern
behandeln alle Meridiane unseres Körpers zusammen. Alle zwölf
Meridiane folgen dem Lenker- und dem Konzeptionsgefäß. Bildlich
gesprochen sind wir wie ein Ozean, in dem alle Flüsse zusammenfließen
und sich vereinigen. Unsere Energie ist dabei wie ein riesiger Ballon.
Dass bei diesen Übungen die ganze Körpergeistseele behandelt
wird, merken Sie, wenn Sie die Übungen ausführen: Bei jeder
der drei Übungen werden Dreh- und Verdrehbewegungen der Arme mit
einer Verdrehung des Körpers kombiniert, was wiederum zu einer
Verdrehung und somit einer Dehnung der Beine führt. Vor allem bei
den „Windrad-Handflächen“ werden zudem auch der Orientierungs-
und der Gleichgewichtssinn trainiert.
Körperbau
Die „Universumsübung“ und „Himmel und Erde umstürzen“
sind keine „wilden“ Bewegungen; es ist nötig, dabei
die Mitte zu bewahren. Sie eignen sich sehr gut, um Knochen, Sehnen
und Bänder schonend zu kräftigen.
Alle drei Übungen zusammen stärken das endokrine System, also
sämtliche hormonproduzierenden Organe und Zellsysteme und damit
die gesamte Physis.
Indikationen
Dr. Peng setzt diese drei Übungen auch bei Krebs ein. Er sagt dazu:
„Beim Ausführen der Übungen solltest du Körper,
Geist und Seele völlig vom Rest der Welt absondern, so dass du
um nichts mehr zu ringen brauchst und völlig unbeeinflusst bist:
kein Kampf, keine Schuld!“
Führen Sie die „Universumsübung“ aus, ohne dabei
auf die Zehenspitzen oder in die Hocke zu gehen, eignet sie sich auch
gut zur Behandlung von Schlaflosigkeit.
Mit „Himmel und Erde umstürzen“ lässt sich das
Schulter-Arm-Syndrom oder Schulterschmerzen bei Menschen mit sitzender
Tätigkeit behandeln. Bereits nach einer Minute Üben werden
Sie sich sehr erfrischt fühlen. Unter den Schulterblättern
befindet sich nach der Traditionellen Chinesischen Medizin die Steuerungsregion
des Dreifachen Erwärmers und des Herzkreislaufs.
Hinweise
Wenn es Ihnen gelingt, dem Wesen dieser drei Übungen wirklich nahe
zu kommen, dann sind sie sehr intensiv, tun aber nicht weh und lassen
sich ohne große Anstrengung ausführen. Die Bewegungen sollten
vollkommen rund (kraftvoll) und einfach sein und Ihr Körper eine
einzige integrierte, vereinigte Masse. Dr. Peng hat das entsprechende
Gefühl einmal mit fogendem Vergleich erklärt: „Es ist,
wie wenn man nach einer Operation aufzustehen versucht, sich aber mit
stechenden Schmerzen im ganzen Körper wieder hinlegen muss und
einen dann dieses wunderbare Gefühl der Erleichterung und Entspannung
überkommt. Oder anders gesagt: Es ist Körper und Geist in
völliger Symbiose, wie der Diener, der stillschweigend versteht,
was sein Meister will.“
Führen Sie die Übungen entspannt und gut gelaunt, kurz: ruhig
aus. So können Sie Körper und Geist vereinen und die ganze
Bewegung wird Ihnen frisch im Gedächtnis zurückbleiben. Dies
wiederum ermöglicht Ihnen, bewusster an und mit Lohan Gong zu arbeiten.
Führen Sie sie am Morgen groß (kein Außen, fröhlich
und heiter) und am Abend klein (kein Innen, mehr geistig) aus.
Darstellung der Leitbahnen in dem 1874 erschienenen Zhenjiu jicheng
(aus: Manfred Porkert, Die chinesische Medizin. Econ Taschenbuchverlag,
Düsseldorf 1992 (3. Auflage), S. 147 |